Moin liebe Geartester-Gemeinde!

Nachdem ich schon öfter selbst von Berichten auf der Plattform profitiert habe, möchte ich gern ein erstes Mal meine Erfahrungen weitergeben.

Und dann gleich zu einer recht kontrovers diskutierten Büchse. Seit deren "Release" zu Anfang des Jahres findet sich in den einschlägigen Jagdforen viel Meinung und offenbar wenig Ahnung zu dem Gerät... "Billigschrott!" - "Dass da überhaupt Mauser drauf stehen darf!" - "Die Welt geht unter!" - "Hilfe, alles aus Plastik!" So in etwa lesen sich querschnittlich die hochqualifizierten Beiträge von Autoren, die die Mauser M18 meist noch nicht mal in der Hand hatten. Vom jagdlichen Führen ganz abgesehen.

Nachdem ich zuvor schon eine Savage Hog Hunter, eine Ruger American Predator und eine Tikka T3 in .308 WIN geführt hatte, wusste ich dieses Bashing der "Billigplempen" gekonnt zu ignorieren. Für viele Jäger muss es eben kaukasisches Wurzelholz, fein punziertes Metall und ein Handspanner sein, sonst kann es sich ja gar nicht um eine vollwertige Jagdwaffe handeln... Dank einiger grünbelitzter Dienstjahre bin ich da deutlich emotionsbefreiter und suche in einer Jagdwaffe erstmal eins: Ein verlässliches Werkzeug. Und genau in diese Kerbe schlägt die M18 meiner Meinung nach.

Mit technischen Daten zur Mauser M18 will ich hier gar keinen langweilen. Die gibt's schnell recherchierbar auf etlichen Homepages. Ich möchte einfach gern meine Erfahrungen aus etwa sechs Monaten Jagd mit der Büchse weiterreichen.

Der Schaft

Der Kunststoffschaft ist vorn recht verwindungssteif und lässt dem Lauf bei jeder Anschlagsart genug Raum, um frei zu schwingen. Die Gummierungen an Vorderschaft und Pistolengriff sind eine sinnvolle Ergänzung. Die Schaftgeometrie ist für mich (1.84m / Handschuhgröße 9.5) wie gemacht. Absolut keine Beschwerden. Die Schaftkappe der Mauser M18 ist abnehmbar und wird ja oft ein wenig als "Gimmick" belächelt... Ich finde es eine super Idee und habe schon eine Verwendung dafür: Bei mir wird dort die Lochkimme transportiert, solange ich ein konventionelles Zielfernrohr montiert habe. (Als Hundeführer habe ich gern eine "Offene" mit Lochkimme und so ist sie immer bei der Waffe. Wie auf den restlichen Bilder leicht zu erkennen ist: Das Korn fehlt noch. Der Ringkornsattel liegt neben mir und wird noch die nächsten Wochen montiert. Bisher fehlte einfach die Zeit.) Die Bettung des System erinnert hochgradig an die Tikka T3, was aber eher ein Pro denn Contra darstellt.

Das System

Über den Verschlusskopf mit zwei gefederten Ausstoßern ist seit der Sauer 101 genug geschrieben worden und ansonsten kann ich hier einfach nur sagen... Es läuft! Und zwar ganz ausgezeichnet. Punkt. Dank der gut gewählten Schaftlänge der Mauser kann ich bei schnellen Serien auch unverändert im Anschlag bleiben, ohne mit dem Verschluss zu kollidieren. So soll es sein.


Das Magazin

Dank des eingelassenen Löseknopfs ist es bisher auch im dicksten Busch immer an Ort und Stelle geblieben. Das Mauser Magazin lässt sich mit fünf Patronen geladen ganz problemlos fürs Unterladen einsetzten (Klingt nach einer Selbstverständlichkeit, ist es aber bei vielen Waffen leider nicht...) und führt die Patronen astrein zu. Von 123grs Sako Gameking bis 220grs Hornady RN lief alles ohne "Schluckauf". Einziges Manko: Die Dinger sind als Ersatzmagazine mit rund 60 Euro viel zu teuer. Aber das gilt ja für fast alle Jagdwaffenmagazine.


Der Abzug

Für eine Waffe in diesem Preissegment super. Der Abzug der M18 steht trocken und völlig berechenbar. Bisher habe ich den Abzugswiderstand einfach auf der werkseitig eingestellten Stufe belassen. Praxistauglich.


Die Sicherung

An der Mauser Sicherung wird viel gemeckert. Der deutsche Waidmann kann offenbar nur noch mit Handspanner jagen gehen... Alles andere ist ja mordsgefährlich... Natürlich ist es keine 98er-Schlagbolzensicherung oder der benannte Handspanner.

Allerdings lohnt sich eine Internet-Recherche bezüglich der mechanischen Ausführung dieser Abzugsstollen-Sicherung. Sie macht ihre Arbeit. Ich traue ihr. Mit etwas Gefühl ist die Sicherung lautlos bedienbar und die Waffe hat sich bei mir im Busch noch nie selbst entsichert... Dabei erpirsche ich fast 70% meiner Strecke, teils in Obstplantagen oder Schilfflächen. Das scheint ein höchst akademisches Problem zu sein. Als Hundeführer ist mir nur wichtig, dass ich die Kammer überhaupt für meine unterladene Waffe blockieren kann und sie mir nicht ständig in den Brombeeren oder am Zaun aufgeht. Das erfüllt die Sicherung der Mauser M18 tadellos.


Die Montage

Dank der vorhandenen Bohrungen passt jede Remington 700er "Long Action" Montage. Ich habe mich auf der Mauser für eine zweiteilige Weaver entschieden. Damit habe ich schon lange gute Erfahrungen. Preisgünstig, wiederholgenau, selbst zu montieren und bei den geteilten Basen bleibt genug Platz für Ladetätigkeiten oder die Reinigung des Systems.


Der Lauf

Die gewählte Kontur gefällt mir prima für ne Jagdwaffe. 17mm an der Mündung mit leicht konischem Anstieg zum System hin. Das bringt bei der Lauflänge ganz leichte Kopflast, was sich beim Schwingen positiv bemerkbar macht. Dennoch muss ich keinen 22mm Matchlauf durchs Gelände schleppen und auf dem Stand kann man trotzdem mal zehn Schuss in rascher Folge machen, ohne dass die Präzision sofort drunter leidet. Ein Kompromiss, der gut gelungen ist.

Oftmals wird an der M18 gemäkelt, der Lauf sei schlecht abgedreht und die spürbaren Rillen auf der Oberfläche wären ein Unding. Leute, bei dem Preis ist mir die Güte der Außenseite völlig Latte. Ja, es ist keine aalglatte Hochglanzbrünierung und man sieht und spürt die Werkzeugspuren. Da der Lauf seine eigentliche Aufgabe aber hervorragend erfüllt, lache ich über solche "Kritik" bei einer Waffe für 800.- Euro. Irgendwoher muss der Unterschied ja kommen. Und dann gern an dieser Stelle!


Die Präzision

Hier kann ich vielleicht dem ein oder anderem am meisten Geld und Zeit sparen. Die Mauser M18 in .308 WIN scheint bei Werksmunition konventionelle Geschosse um die 180grs und bleifreie um die 165grs sehr zu mögen. Die Testsieger auf 100m waren Hornady ELD-X 178grs mit einer 4er-Gruppe in Form eines Kleeblatts und Sellier & Bellot SP 180grs. Hier lag der Streukreis bei 19mm für vier Schuss. Natürlich kann das von Waffe zu Waffe variieren, aber mein Rat: Beim Testen mit den schweren Geschossen beginnen. Das spart Nerven, Zeit und Geld. (Anmerkung: Auf Bild 1 ist die ELD-X in der Zielmitte zu sehen. Die abgeklebte 3er-Gruppe links waren 150grs TTSX und der Schuss drunter der allererste für eine Grobjustierung. Bild 2 zeigt die Sellier & Bellot 180grs SP aus der Schüttpackung.)


Mein Fazit

Mein Fazit also? Die Mauser M18 ist keine Waffe fürs Ego oder um sich mal richtig was zu Gönnen. Sie ist ein völlig zuverlässig funktionierendes Werkzeug mit ausgezeichnetem Präzisionspotential. Ich führe sie auf dem Ansitz, auf der Pirsch, bei der Erntejagd sowie auf der Nachsuche. Im Winter dann sicher auch beim Durchgehen und auf Drückjagden. Bisher mausert sich die Büchse in der Tat zum Allroundgewehr für jeden Tag. Mein wirklich einziger substanzieller Kritikpunkt ist die Brünierung. Die könnte besser ausgeführt sein und ist pflegebedürftig.

Im Vergleich mit den bisher von mir geführten Repetierern im unteren Preissegment gefällt mir die M18 definitiv am besten. Schießen tun sie alle, die Mauser wartet aber mit einigen Alleinstellungsmerkmalen auf... Die abnehmbare Schaftkappe, das ausgezeichnete Magazin, die Möglichkeit der Kammerverriegelung (!) und die europäische Schaftlänge sind für mich hier ausschlaggebend.

Wer ein ehrliches Arbeitstier für die Jagd sucht, der kann mit der Mauser M18  fündig werden. Liebhaber des Büchsenmacherhandwerks, von Holz und hochglanzbrüniertem Stahl, die sollten schnell weiterblättern... Und endlich damit aufhören, Birnen mit Äpfeln zu vergleichen. Ich bin froh über diesen Beitrag aus Isny im Sub-1000-Euro-Segment!

PS: Die Präzisionstests wurden mit Steiner Ranger Zielfernrohren (2-8x42 sowie 4-16x56) in Leupold QRW-Ringen (BH6) auf zweiteiliger Weaver-Stahlmontage von Warne durchgeführt. Jagdlich führe ich im Wechsel auf der M18 noch ein Aimpoint Micro H2 auf der vorderen Montagebasis.