Horrido Geartestergemeinde,

Auf diesem Weg möchte ich mich bei euch vorstellen.

Ich bin Philipp aus Hessen. Auf Instagram kennt man mich unter dem Namen hunting_philipp.


Grundsätzliches über das Flintenlaufgeschoss

Wie kommt man auf die Idee mit dem Flintenlaufgeschoss zu jagen? Diese Frage scheint berechtigt wenn man sich die Vielzahl an verschiedenen Büchsenkalibern und die diversen Geschosse, die auf dem Markt verfügbar sind, betrachtet. Dennoch haben mich die „dicken Brummer“ schon immer fasziniert. Man fühlt sich an eine Doppelbüchse aus Afrika erinnert wenn man mit der Querflinte und 2 Flintenlaufgeschossen auf Jagd geht. Dieser Gedanke liegt auch gar nicht so fern wenn man sich vor Augen hält das Wilhelm Brenneke Flintenlaufgeschosse mit Stahlspitze für die Großwildjagd in Afrika konstruiert hat und diese erfolgreich eingesetzt wurden.

Das erste Brenneke Flintenlaufgeschoss

So kam es das ich mir eines Tages gedacht habe: Das probierst du einfach mal aus. Also ab zum Büchsenmacher und einige Packungen „Brenneke“ gekauft und damit auf den Stand gefahren. Als Ziel habe ich mir 3 Schuhkartons auf jeweils 30, 40 und 50 Meter aufgestellt. Somit konnte ich das Zielen mit der Flinte über das Perlkorn üben und gleichzeitig schauen wie sich die Läufe zueinander verhalten. Ich übe regelmäßig das schießen mit Flintenlaufgeschossen aus meinen Flinten um ein Gefühl für die Waffen und die Geschosse zu bekommen. Ohne Übung ist diese Jagd nicht waidgerecht zu praktizieren und mangelnde Übung und die Einstellung „Naja das wird schon passen“ haben dem Flintenlaufgeschoss wohl den Ruf eingebracht den es heute hat. Dass es aber auch anders geht werde ich euch im Folgenden zeigen.


Typen von Flintenlaufgeschossen

Grundsätzlich gibt es 3 verschiedene gängige Formen von Flintenlaufgeschossen, die in Deutschland erhältlich sind. Es gibt die klassischen Flintenlaufgeschosse die sich in den „Brenneke Typ“ und die amerikanischen „Foster Typ“ Flintenlaufgeschosse einteilen lassen. Als dritte Variante gibt es noch „Sabot Typ“ Flintenlaufgeschosse die es sowohl für gezogene Flintenläufe als auch für glatte Flintenläufe und gezielte Schüsse an die 100-120 Meter (aus gezogenen Läufen) mit Zielfernrohr konstruiert wurden. In diesem Bericht geht es allerdings um die ersten beiden Typen (Brenneke und Foster) die man aus jeder Flinte egal ob mit oder ohne Choke verschießen kann. Es gilt aber zu erwähnen das konstruktionsbedingt die „Foster Slugs“ eine geringere Penetration  aufweisen, da sie sich wesentlich leichter zerlegen als die klassischen Brenneke und daher von mir jagdlich eigentlich nicht mehr genutzt werden. Zu den „Sabot Typ“ Geschossen kommt noch ein gesonderter Bericht falls daran Interesse besteht. Ebenfalls geht es nicht um bleifreie Flintenlaufgeschosse. Mittlerweile ist das Bleifreie Brenneke TOPAS Sabot nature im Kaliber 16/70, eine bleifreie Variante des klassischen Brenneke Flintenlaufgeschosses, auf dem Markt verfügbar und wird zu gegebenem Zeitpunkt von mir getestet werden.

Brenneke und Foster Flitenlaufgeschoss
Sabot Flintenlaufgeschosse








Ballistik der Flintenlaufgeschosse

Da ich ein Freund der Praxis und weniger des Papiers bin wird man bei meinen Berichten vergeblich nach Statistiken, langen Tests und Messergebnissen suchen. Was für mich zählt ist was am Ende in der Praxis geleistet wird.

Wichtig zu erwähnen ist, dass die Energievorgaben für Büchsengeschosse bei Flintenlaufgeschossen nicht zählen und von daher muss man sich damit nicht unnötig aufhalten. Ich denke auch, dass jedem klar ist, welche Wirkung ein Flintenlaufgeschoss unabhängig vom Kaliber entfalten kann. Eins steht fest: Wild kommt mit einem Flintenlaufgeschoss sauber zur Strecke. Im Gliederungspunkt Jagd werde ich auf die Wirkung noch genauer eingehen. Generell lässt sich sagen das Flintenlaufgeschosse zwar „langsam“, aber dafür schwer und groß sind. Hier sind die Masse und der Geschossdurchmesser die entscheidenden Kriterien. Aber nicht immer, wie man beim Kaliber .410 sehen wird.

12er Flintenlaufgeschoss unbenutzt
16er Flintenlaufgeschoss, geborgen aus dem Boden nachdem damit ein 60kg Keiler erlegt wurde
.410er Flintenlaufgeschoss, geborgen aus dem Boden nachdem damit ein Stück Rehwild erlegt wurde


Auf der Jagd mit dem Flintenlaufgeschoss

In der Jagdpraxis nutze ich die Kaliber 12, 16 und .410 um mit Flintenlaufgeschossen zu jagen.

Ich jage am und im Mais, Weizen und Schilf auf kurze Distanz auf Schwarzwild mit diesen Kalibern. Mit der .410 auch auf Rehwild wenn sich die Gelegenheit ergibt.

Kurze Distanz bedeutet für mich alle Entfernungen im Bereich von 0 bis maximal 50 Meter. Bei der .410 auch mal auf eine Distanz bis 60Meter aber das liegt daran, dass ich auf dieser Waffe Kimme und Korn sowie ein Reflex-Visier montiert habe. Die Jagd mit Flintenlaufgeschossen lässt sich am besten im Sommer wenn es lange hell ist durchführen oder auf Drückjagden bzw. Erntejagden, da ohne Optik Tageslicht zum vernünftigen Zielen nötig ist. Mit Optik auf der Flinte kann man wie mit jeder anderen Büchse auch nachts zur Jagd gehen. Aber gerade das pirschen im letzten Licht macht diese Jagd sehr interessant für mich.

Es gibt für mich nichts besseres als an einem warmen Sommerabend Schwarzwild im Weizen anzugehen und so nah wie möglich ran ans Wild zu kommen. Diese Jagd ist sehr intensiv und für mich eine willkommene Abwechslung zum klassischen Ansitz oder Pirsch mit der Büchse.

Das erlegte Wild für die jeweiligen Kaliber innerhalb der letzten 2 Jagdjahre sowie deren Fluchtstrecken können der folgenden Grafik entnommen werden. Diese Grafik ist aufgrund der noch relativ geringen Stückzahl von erlegtem Wild wenig aussagekräftig, lässt aber eine gewisse Tendenz erkennen.


Fazit

Zusammenfassend lässt sich für mich sagen, dass Flintenlaufgeschosse keineswegs Relikte aus der Vergangenheit sind. Sie sind bei regelmäßiger Übung und Disziplin in Bezug auf die Schussentfernung durchaus eine alternative und können den Jagdalltag bereichern. Diese zwar langsamen aber schweren und breiten „Brecher“ stoppen selbst den dicksten Keiler und auch wenn mir die Erfahrung auf Großwild fehlt denke ich, dass man ohne Probleme auch den dicksten Büffel oder Bären damit erlegen kann. Zu letzteren findet man zumindest auf YouTube reichlich Videomaterial welche diese Vermutung bestätigen. Durch die Entwicklung von bleifreien Flintenlaufgeschossen von diversen Herstellern wie beispielsweise Brenneke bleibt auch für die Zukunft in den Bundesländern in denen bleihaltige Munition verboten wurde die Möglichkeit auf die „dicken Brummer“ zurückzugreifen und sich von deren Wirkung selbst zu überzeugen erhalten.

Ich hoffe das euch dieser Beitrag gefallen und weitergeholfen hat und der/die ein oder andere auch mal auf den Stand geht und wie ich, die Flintenlaufgeschosse und diese Form der Jagd für sich entdeckt.

In diesem Sinne Waidmannsheil,

Philipp von hunting_philipp