Hallo Geartester,

ich schreibe euch heute aus Sicht eines anderen Jägers. Als professioneller Fotograf, der sich viel mit dem Thema Wildlife beschäftigt, ist von großem Vorteil sich so viel wie möglich mit Fährten, Verhaltensmustern, Beute/Nahrungszyklen und Sonderheiten der Tiere zu beschäftigen. Aber wem erzähle ich das?

Ein ganz anderes Thema ist der Ansitz als Fotograf. Man sollte viel näher an das Tier gelangen als es die meisten erwarten würden, auch mit einem großen Teleobjektiv. Dazu möchte ich euch ein paar Erfahrungen mit der Technik der Wärmebildkamera Quantum XQ50 von Pulsar schreiben. Ich besitze das Pulsar nun etwa gut ein Jahr und konnte es nun ausreichend in vielen Situationen testen. Auf die Spezifikationen gehe ich nicht weiter ein, da dies schon wunderbar ausführlich hier (https://www.geartester.de/articles/2935) beschrieben wurde.

Mein erster Eindruck ist, dass es ein solides Gerät ist, das die Funktion, die es verspricht, bestens meistert. Der erste Einsatz war direkt ein Trip mit Jan von Geartester in die Weiten von British Columbia, Kanada, zu Michael Schneider. Natürlich auch noch im Winter bei Temperaturen von bis zu -32° mit dem Schneemobil. Das Ziel waren Wölfe, Elche, Luchse, Kojoten, Hirsche und noch einige Vögel.

Am ersten Tag mussten wir uns natürlich etwas zurecht finden, die Umgebung erkunden, Fährten verfolgen. Ich hatte die Pulsar XQ50 Wärmebildkamera zwar dabei, aber man musste erst einmal mit dem Schneemobil, der Kälte und der neuen Umgebung klar kommen. Erst einige Tage später kam es dann regelmäßiger zum Einsatz, um im Morgengrauen zu einem Ansitz zu gelangen und zuvor die Umgebung zu checken. Das hat mir öfter die Möglichkeit gegeben mich mit der schweren Ausrüstung anzupirschen als zuvor.

Nach einiger Nutzung hatte ich dann auch die (für mich) perfekten Einstellungen der Farben für Tag (viele Farben und hell) und Nacht (möglichst dunkel, rot) herausgefunden und es bescherte mir einige wunderbare Anblicke, die ich euch angehängt habe.

An einem Abend, haben mich Jan und Michael an einer gut überschaubaren Stelle abgesetzt, um nochmal auf die Pirsch zu gehen. Als sie dann mit dem Truck die Straße entlang gefahren sind, konnte ich sie auf der anderen Seite des Tals mit der Wärmebildkamera noch in etwa 3 km Entfernung problemlos sehen (das Auto). Mit etwas Übung kann man sogar auf diese Distanz noch Elche orten.

Anfangs habe ich die Wärmebildkamera mit Eneloop Pro Akkus betrieben, diese haben jedoch bei den Temperaturen schnell an Leistung verloren und ich habe seither lieber genug Ersatzbatterien dabei. Bei längerem Einsatz verwende ich einfach ein 12V Batteriepack oder den 12V Autostecker.

Einige Bilder aus Kanada im Winter mit dem Handy durchs Okular:

Hier sieht man sehr gut, wie selbst die Fahrspuren deutlich sichtbar mehr Wärme abstrahlen als die Umgebung.

Im Mai ging es erneut nach Kanada um Schwarzbären, Elche und Biber zu fotografieren, natürlich mit Pulsar.

Auch hier war die Wärmebildkamera sehr von Vorteil. Selbst am Tag (sofern es etwas bewölkt war) half das Pulsar XQ50 enorm.

Hier vermisse ich persönlich, dass man dem Gerät sagen kann, in welchem Temperaturbereich man gerne seinen Mittelpunkt hätte bzw. bei welcher Temperatur der heisseste/kälteste Punkt ist, um so sehr warme Steine/Baumstämme einfach als “zu warm” zu markieren.

Bei diesem Trip habe ich einen Fotoworkshop gehalten, glücklicherweise gibt es daher auch ein nettes Making of:

Ein dazu gehöriges Bild seht ihr hier:


Und auch im September war ich wieder in Kanada, diesmal per Wasserflugzeug etwa 200km im Nirgendwo. Auf 1600m Höhe ist die Vegetation so niedrig, dass es besonders einfach ist dort Tiere mit der Wärmebildkamera zu finden. Es genügt meist schon ein Ohr oder ein Bein das irgendwo durch schimmert und man hat direkt eine Wärmesignatur. Wir hatten dort zwischen 27°C und -15°C innerhalb von 3 Tagen, auch das hat dem Gerät nichts ausgemacht.

Unser kleines Hüttchen

Beeindruckende Landschaft:

Am meisten hat mich die Wärmebildtechnik auch in warmen Umgebungen (Sommer/Tropen) beeindruckt, wenn die Tiere weniger Fell/Gefieder haben, funktioniert die Technik besonders genial.

Hier einige Bilder, die aufgrund der Wärmebildkamera in Deutschland entstanden sind:

Einen Kritikpunkt habe ich bisher: Der Power-Schalter der Pulsar XQ50 wurde bei mir immer wieder in der Tasche/Rucksack betätigt, so dass es manchmal unbeabsichtigt an gegangen ist. Das habe ich mit einem kleinen Klebestreifen über die Batteriekontakte behoben, nervt jedoch etwas ;-)

Leider konnte ich euch keine Bilder direkt aus der Wärmebildkamera zeigen da ich keine Aufzeichnungsmöglichkeit im XQ50 habe (das Neue hat zum Glück einige hilfreiche Features dazu bekommen). Mit dem Handy durchs Okular geht jedoch auch:

Reh in der Dickung (ca 500m)
Eine Geiß mit zwei Kitzen (ca 600m)
Eine Rotte Sauen (ca 600m), rechts unten die Leitbache, im Wald ist noch ein Stück zu erkennen
Nochmal Sauen mit Frischlingen auf dem Feld, ca 400m)

Die Bilder sind im Display natürlich noch klarer und besser zu erkennen.

Mein Resümee: Es ist ein gutes, hilfreiches Gerät, was seinen Preis durchaus wert ist.

Das Gerät wurde aus rechtlichen Gründen nie zum erlegen von Wild eingesetzt.

Wenn ihr Fragen habt, Anregungen für Tests oder mal mit kommen möchtet, schreibt mir gerne einen Kommentar oder eine Nachricht.