Erfahrungen aus 15 Jahren Jagd mit 12 Laborierungen


Einige der von mir im Laufe der Jahre zum Einsatz gekommenen .30-06 Laborierungen. Von links nach rechts: Federal Power Shok 180gr, Remington Core-Lokt PSP 180gr, Hornady Interlock 180gr, Nosler Accubond 165gr, RWS HIT 165gr, RWS Silver Edition mit Uni Professional 180gr, Hornady SST 180gr, Barnes TTSX 165gr


1. Mai 2003: Es ist bereits heller Morgen und ich pirsche am gelb blühenden Raps entlang, in der Hoffnung, einen passenden Bock anzutreffen. Dabei stoße ich völlig unerwartet mit einer starken Rotte Sauen zusammen. Sitzend auf den Knien aufgelegt beschieße ich auf kurze Distanz einen frei stehenden Überläufer. Mit Getöse bricht die Rotte samt meinem Überläufer durch einen Graben und über eine Kuppe hinweg. Die Sau hatte null gezeichnet und flüchtete bis zum Schluss voll mit der Rotte mit. Damals erst in meinem zweiten Jagdjahr, war ich doch einigermaßen verunsichert! Auch der reichliche Lungenschweiß am Anschuss konnte mich noch nicht ganz überzeugen.

Warum ich so verunsichert war und warum mir dieses Erlebnis bis heute so gut in Erinnerung geblieben ist? Es war damals der erste Schuss auf Wild aus meiner neu erworbenen (gebrauchten) Büchse im Kaliber .30-06 Springfield und ich hatte keinerlei Erfahrung mit diesem Kaliber. War die .30-06 die richtige Entscheidung oder war sie auf Sauen eventuell doch zu schwach…? Wir fanden meine Sau damals mit blitzsauberem Lungenschuss nach etwa 100m Flucht, doch meine Zweifel blieben.

Mancher mag jetzt schmunzeln, doch bis zu diesem Zeitpunkt war ich auf Schalenwild mit den Kalibern 9,3x62 und 8x68S losgezogen. Der Grund für diese Übermotorisierung war einfach: wie wahrscheinlich viele Jägersöhne, hatte ich nach bestandener Jägerprüfung zunächst keine eigene Büchse, sondern lediglich leihweisen Zugriff auf die Waffen meines Vaters. In dessen Schrank fanden sich seit jeher ausschließlich Hochwild-Kaliber von 8mm aufwärts.

Heute, nach inzwischen fast 15 Jahren sehr aktiven und ausgiebigen Jagens mit der .30-06 Springfield habe ich reichlich Erfahrung mit diesem Kaliber sammeln können und möchte diese hier mit euch teilen. Denn ich habe im Laufe der Jahre eine Fülle an Laborierungen auf der Jagd ausprobieren und erleben dürfen.


RWS KS

Den Anfang machte ich mit der RWS KS 9,7g / 150 grain, da mir diese beim Kauf der Waffe mitgegeben wurde. Damit erlegte ich zahlreiche Füchse und Dachse, ein paar Stücke Rehwild, eine Handvoll Sauen, sowie meinen ersten 3b-Rothirsch. Insgesamt war ich mit der Wirkung der Patrone zufrieden, jedoch dämmerte mir schon damals, dass das KS ein recht einfach aufgebautes Teilmantel-Geschoss ist, welches mir dafür einfach zu teuer erschien. Ein Bock und dann sogar ein Dachs, halbspitz beschossen, hatten zudem keinen Ausschuss, was mich doch stutzig machte.


WINCHESTER Silvertip

Also fiel mir der Entschluss zu wechseln sehr leicht. Ein Spontankauf beim Büchsenmacher um die Ecke brachte mir eine Schachtel WINCHESTER Silvertip 150 grain ein. Die Büchse schoss damit einen ordentlichen Streukreis und so zog ich mit dieser Munition los zur Jagd. Das Silvertip zeigte im Prinzip exakt die gleiche Wirkung wie das zuvor verwendete KS. Zuverlässige Tötungswirkung, durch den weichen Geschossaufbau zumeist verbunden mit deutlicher Wildbretzerstörung und Balgzerstörung bei den erlegten Füchsen. Nachdem die 20er Schachtel aufgebraucht war, musste ich mich wieder neu orientieren, da die Winchester Laborierung nicht mehr zu bekommen war.


SELLIER & BELLOT Teilmantel

So landete ich (wie sicherlich viele Jungjäger) auf Anraten eines Freundes bei der SELLIER & BELLOT Teilmantel, ebenfalls in 150 grain. Der Preis bei Frankonia von damals 11,90 € pro Schachtel je 20 Schuss war natürlich unschlagbar! Sollte man zu diesem Preis tatsächlich brauchbare Jagdmunition bekommen? Am Schießstand die erste große Überraschung: meine Steyr Mannlicher M schoss mit der S&B buchstäblich Loch in Loch. Die Wirkung auf Wild stellte mich anschließend so sehr zufrieden, dass ich diese Laborierung dann über 3 Jahre ausschließlich verwendete. Das leichte und relativ weiche Teilmantelgeschoss tat genau das, was man von ihm erwarten durfte. Es bannte Füchse, Rehwild und schwache Sauen in der Regel an den Anschuss oder dessen Nahbereich. Bei Sauen ab der Überläuferklasse und oder schrägen Schüssen schaffte das Geschoss meist keinen Ausschuss mehr, was mich damals aber selten störte und mir kein Kopfzerbrechen bereitete. Die geborgenen Geschossreste waren zudem alle vorbildlich aufgepilzt und behielten etwa 50% Restgewicht. Auch einen uralten, auf 65kg abgekommenen Keiler brachte die S&B sicher zur Strecke, mit einer durchschlagenen Blattschaufel und einer ordentlichen Tiefenwirkung bis unter die Schwarte auf der anderen Seite. Alles in allem war ich mit der damals noch extrem preiswerten Sellier & Bellot wirklich zufrieden und habe lange erfolgreich mit ihr gejagt.


SPEER HotCor

Meine Steyr Mannlicher wurde bald darauf jedoch von einer Sauer 90 in .30-06 Spr abgelöst und mit ihr fing ich an, neue Munition zu testen. Zunächst schoss ich aus ihr das SPEER HotCor 165 grain aus einer ziemlich strammen Ladung eines gewerblichen Wiederladers. Das HotCor ist ein deutlich härteres Teilmantelgeschoss, bei dem heißes Blei in den Geschossmantel gegossen wird. Ein Vorläufer der modernen Verbundgeschosse also. Dementsprechend präsentierte sich die Patrone auch auf Wild. Ausschuss war auch bei stärkeren Sauen so gut wie immer zu finden und bei reinen Kammerschüssen war meist mit längeren Fluchstrecken zu rechnen. Selbst bei Rehwild erlebte ich teilweise ungewohnte Fluchtstrecken, dafür aber auch eine angenehme Schonung des Wildbrets.


FEDERAL Power Shok

Anschließend lockte ein Sonderangebot der FEDERAL Power Shok 180 grain, von denen ich zunächst zwei Schachteln kaufte. Die Präzision der etwas schwereren Teilmantelpatrone aus der Sauer passte ebenfalls. Nachdem ein angeblatteter Bock auf kurze Distanz mit grobem Ausschuss im Feuer lag, erlebte ich beim nächsten Ansitz eine Sternstunde der Saujagd. Unverhofft tauchte bei bestem Licht eine Überläuferrotte am Rand der Schwarzdornhecken auf und in wenigen Sekunden lagen drei sauber geschossene Sauen auf der angrenzenden Viehweide. Das gab eine Menge Vertrauen in das Power Shok! In diesem gesegneten Jagdjahr erlegte ich 23 Sauen (keine einzige an der Kirrung übrigens!) mit der FEDERAL Munition und lediglich 5 von ihnen lagen nicht am Anschuss. Wer viel auf Sauen jagt, weiß wie ungewöhnlich gut dieses Verhältnis ist! Dabei schieße ich grundsätzlich auf das Blatt und nie bewusst auf den Teller. Auf Sauen überzeugte die Patrone also auf ganzer Linie und zeigte für mich ein ideales Verhältnis an Schockwirkung und Tiefenwirkung. Nur in seltenen Ausnahmefällen gab es keinen Ausschuss. Auf Rehwild war das Power Shok allerdings doch häufig etwas zu grob. Immer mehr wurde mir klar, man kann einfach nicht alles haben…

Das Federal Power Shok 180gr funktionierte auch aus meinem Suhler Drilling absolut zuverlässig, jedoch manchmal etwas grob auf Rehwild.


BARNES TTSX

Im darauffolgenden Jahr zog es mich zum ersten Male nach Namibia, im Gepäck eine Sauer 202 Yukon im Kaliber .30-06. Soviel war mir damals schon klar: die .30-06 sollte auch auf starkes Wild wie Oryx, Kudu und Zebra funktionieren, allerdings braucht sie ein solides Geschoss, das auf tiefe Penetration ausgelegt ist. Nach reichlicher Recherche entschied ich mich für das bleifreie Deformationsgeschoss BARNES TTSX in 165 grain. (Mein Vater war natürlich mehr als skeptisch gegenüber meiner Bewaffnung in Afrika und vertraute auf dieser Reise seiner alten 8x68S.) Gleich das erste Stück Wild, ein Kudubulle bestätigte meine Entscheidung für das TTSX Geschoss. Mit gutem Kammerschuss lag das mächtige Wild nach weniger als 50 Metern. Im Laufe der Reise erlegte ich gleich mehrere Oryx, Zebras und Springböcke (Fleischjagd) und zudem einen Warzenkeiler, Schakal und kapitales Pavianmännchen. Die Kombination aus .30-06 und dem BARNES TTSX war einfach perfekt für die dortigen Wildarten und unser Berufsjäger war äußerst zufrieden mit meinen Schießkünsten und meiner Bewaffnung. Absolut beeindruckend war die Tiefenwirkung dieser Geschosse (vor allem im Vergleich viel besser als die der Oryx Geschosse aus meines Vaters 8x68S!). Ausschuss bis auf eine Ausnahme immer vorhanden. Die Schussdistanzen variierten zwischen 20m und 280m. Besonders spektakulär war die Tiefenwirkung auf einen halbspitz beschossenen Zebrahengst. Das TTSX durchschlug den Hengst von vorderen Blatt bis zum Ausschuss vor der Keule (eine Strecke von etwa einem Meter!). Im heimischen Revier funktionierte das BARNES TTSX 165 grain anschließend auch auf Rehwild und Schwarzwild absolut zuverlässig. Besonders auf kurze Schussdistanzen unter 100 Metern wirkte es oft umwerfend, was beweist, dass ein bleifreies Deformationsgeschoss besonders gut wirkt, solange es schnell ist oder wie in Namibia auf starkes Wild genügend Widerstand findet. Im Allgemeinen machte mir diese Zeit in Namibia etwas ganz Fundamentales klar: nicht das Kaliber entscheidet auf der Jagd, sondern zu fast 100% der Treffersitz! Das bewies unser Berufsjäger, der in diesen 10 Tagen mit seiner .243 Win und billiger PMP Teilmantelmunition mehr starkes Plainsgame (Oryx und Zebras) für die Küche erlegte als mein Vater und ich zusammen. Das funktioniert allerdings wirklich nur in der Hand eines abgebrühten Schützen und ist nicht zur Nachahmung empfohlen.

In Namibia begeisterte die Wirkung der .30-06 mit dem Barnes TTSX 165gr Geschoss auf starkes und schusshartes Wild.


In heimischen Revieren führte ich inzwischen neben meinen beiden Sauer Repetierern auch einen Suhler Drilling im Kaliber .30-06, der mit den so bewährten FEDERAL Power Shok 180 grain gefüttert wurde und die auch aus dieser Waffe begeisterten.


NOSLER Accubond

Dennoch hatte ich Gefallen am Experimentieren mit neuen Laborierungen gefunden und der nächste Kandidat aus meiner S202 war das NOSLER Accubond 165 grain. Ein modernes Bleikern-Verbundgeschoss mit weißer Polymerspitze und hohem Ballistischen Koeffizienten. Von diesem Geschoss versprach ich mir etwas mehr Wildbretschonung auf Rehwild und gute Wirkung mit sicherem Ausschuss auf Sauen. Ich wurde nicht enttäuscht! Das Accubond schoss extrem präzise und tat genau das, was man von ihm erwarten durfte. Es ist das wahrscheinlich beste Allround-Geschoss, welches ich bis heute ausprobierte, wenn man sowohl auf Reh als auch auf Sau jagen möchte.

Mein bislang stärkster Bock fiel bei einer Pirsch in den Weinbergen an der Mosel mit der .30-06 Nosler Accubond 165gr.


RWS Silver Edition

Durch Zufall bekam ich eines Tages zwei Schachteln der sündhaft teuren RWS Silver Edition mit UNI Professional 180 grain Geschossen geschenkt. Ich nutzte diese wirklich wunderschönen Patronen auf einer Elchjagd in Norwegen, sowie einigen Sauansitzen und Drückjagden. Die beiden erlegten Elchkälber ließen keinen Grund zur Klage, obwohl eines der beiden doch etwas überraschend keinen Ausschuss aufwies (etwas halbspritz von hinten beschossen). Auf Sauen überzeugte die Super Premium RWS ebenfalls, aber Wunder kann auch diese Patrone nicht vollbringen. Wer wie ich doch relativ viele Schüsse im Jahr abgibt, wird sich auf Dauer mit einer solch hochpreisigen Munition vermutlich nicht anfreunden können.

Im darauffolgenden Jahr eröffnete sich für mich erneut die Möglichkeit, in Namibia zu jagen. Diesmal galten meine Bemühungen den noch unbekannten Wildarten Streifengnu, Red Hartebeest und Blessbock. Nach den großartigen Erfahrungen mit den BARNES TTSX Geschossen auf afrikanisches Wild, vertraute ich diesmal erneut einem bleifreien Deformationsgeschoss, nämlich dem RWS HIT 165 grain. RWS bezieht seine HIT Geschosse von der Firma BARNES und veredelt sie anschließend mit einer speziellen tieferen Hohlspitze, einer schneller expandierenden Polymerspitze, sowie einer Nickel-Ummantelung der gesamten Geschosse. Im Prinzip nutzte ich also eine sehr vergleichbare Patrone wie bei meinem ersten Trip in die Namibianische Wildbahn. Die Jagd verlief erneut sehr erfolgreich und ich konnte jede der drei begehrten Wildarten strecken. Einen Schreckmoment erlebte ich beim Blessbock, einem doch eher leichten Wild, etwa vergleichbar mit einem Stück Damwild. Ich beschoss ihn auf relativ kurze Distanz spitz von vorne und er lag im Feuer. Soweit so gut, doch beim Herantreten wurde der Bock plötzlich blitzschnell hoch und flüchtete erstaunlich schnell! Mein reflexartig hinterher geworfener Schuss traf ihn glücklicherweise auf der letzten Rippe und ließ ihn sofort zusammenbrechen und verenden. Mein erster Schuss saß zwar auf dem Stich, leider hatte er jedoch die Kammer nicht geöffnet und ist unter der Blattschaufel „durchgerutscht“. Ich laste dies jedoch nicht dem Geschoss an, sondern einfach dem unglücklichen Treffersitz. Im Laufe des Jahres nutzte ich die restlichen RWS HIT Patronen auf diversen Drückjagden und erzielte durchweg gute bis sehr gute Ergebnisse. Auch eine Sau mit sehr tiefem Leberschuss lag nach erstaunlich kurzer Flucht von weniger als 50 Metern. Die RWS HIT 165 grain ist daher für mich eine der top Patronen unter den Bleifreien.


REMINGTON Core-Lokt

Ein extrem günstiges Online Angebot veranlasste mich, ein paar Schachteln REMINGTON Core-Lokt 180 grain PSP zum Üben auf Stand und Schießkino, gegebenenfalls auch als Drückjagdpatrone zu kaufen. Das Geschoss ist ein in den USA jahrzehntelang bewährter Klassiker, ein im Prinzip simples Teilmantelgeschoss mit speziellem innenliegenden Ring, der ein Trennen des Bleikerns vom Geschossmantel verhindern soll. Die Präzision aus meiner S 202 war nicht überragend, aber auf 100m im 3-4cm Bereich, also voll drückjagdtauglich. Nach der nun mittlerweile zweiten Drückjagdsaison mit reichlich Waidmannsheil kann ich der Core-Lokt ein exzellentes Zeugnis ausstellen! Es scheint sich um relativ festes Teilmantelgeschoss zu handeln, welches bei mir in allen Fällen Ausschüsse generierte, auch auf stärkere Sauen und Rotwild. Die Augenblickswirkung dieser Patrone auf die kurzen Drückjagddistanzen war schlichtweg phänomenal und die wenigen erlegten Rehe sahen bezüglich der Wildbretzerstörung trotzdem absolut akzeptabel aus. Wer also eine preiswerte Patrone sucht und noch bleihaltig schießen darf, der sollte die REMINGTON Core-Lokt meiner Meinung nach unbedingt ausprobieren. Vorausgesetzt, die Präzision stimmt.

Das Remington Core-Lokt PSP 180gr zeigte eine sensationelle Stoppwirkung auf Drückjagden und sorgte für reichlich Waidmannsheil.


HORNADY Custom

Ein erneutes Online Kampfangebot bewog mich dazu, ein paar Schachteln HORNADY Custom Munition, sowohl in der SST 180 grain Laborierung zu erwerben, als auch in der klassischen INTERLOCK 180 grain SP

Hornady SST

In meinem Drilling war zwischenzeitlich der Vorrat an Federal Munition zur Neige gegangen und ich schoss ihn mit der SST Munition ein, was übrigens eine gehörige Anzahl an Klicks benötigte. Die Präzision war dann jedoch wirklich gut. Die SST ist ein international sehr beliebtes Bleikerngeschoss, mit einer roten Polymerspitze und einer extrem schlanken Form mit sehr hohem BC (Ballistic Coefficient). Daher ist es sehr beliebt bei Long-Range Schützen, die Wert auf beste Aerodynamik und schnelles Ansprechverhalten ihrer Geschosse legen. Ich nutzte die Munition bisher ausschließlich auf sehr moderate Entfernungen, alles Schüsse lagen deutlich unter 200m. Den Start machten zwei Blattzeitböcke und ein paar spätsommerliche Sauen im Feld. Dabei war die Wirkung bei einem in hellem Mondschein auf der Stoppel beschossenen Überläufer leider eher unterdurchschnittlich. Auf etwa 120m kam ich sauber ab, hörte seltsamerweise keinen Kugelschlag und sah die Sau zurück Richtung Bestand flüchten. Nach fast hundert Metern kam sie endlich ins Straucheln und fiel gerade noch kurz vorm Bestandsrand. Der Schuss saß sauber, vielleicht etwas hoch, in der Kammer und ergab einen erstaunlich großen Ausschuss. Dennoch fand ich weder auf der gesamten Fluchtstrecke, noch auf dem Anschuss irgendwelche Pirschzeichen oder Schweiß. Bei allem weiteren mit der SST erlegten Wild traten keinerlei Probleme mit der Wirkung auf. Solche Ausreißer wird es vermutlich gerade auf Sauen immer mal wieder geben. Jeder, der viel jagt, wird das vermutlich bestätigen können.

Dieser schwache Überläufer legte trotz Kammertreffer mit dem Hornady SST 180gr eine Flucht von knapp 100m hin und hinterließ so gut wie keine Schweißfährte.

Hornady INTERLOCK

Das INTERLOCK 180 grain SP schoss aus meiner S 202 sehr solide Streukreise und begleitete mich dieses Jahr auf eine Elchjagd nach Finnland. Diana bescherte mir wie so oft guten Anlauf und bereits im zweiten Trieb konnte ich ein Kalb und einen etwa dreijährigen Stangenelch erlegen. Beide Stücke kamen auf demselben Wechsel und erhielten das INTERLOCK halbspitz von vorne vor das Blatt. Das Kalb lag nach 10 Metern ohne Ausschuss, der Bulle zeichnete (wie für Elchwild typisch) kaum und bekam noch eine zweite Kugel flüchtig auf das Blatt. Er lag nach etwa 80 Metern und der erste Schuss hatte sogar Ausschuss ergeben. Alles in allem also eine sehr zuverlässige Wirkung dieses ebenfalls seit Jahrzehnten bewährten Teilmantelgeschosses auf das schwere Wild.

Das Hornady Interlock 180gr brachte den Bullen sicher zur Strecke.


Fazit

Zusammenfassend muss ich festhalten, dass unter all den von mir verwendeten Laborierungen und Geschossen im Kaliber .30-06 Spr keine einzige dabei war, die eine wirklich schlechte Wirkung auf Wild zeigte. Wenn man weiche, leichte Teilmantelgeschosse, wie das 150 grain TLM von SELLIER & BELLOT verwendet, muss man sich natürlich über dessen Limits in Sachen Tiefenwirkung im Klaren sein. Im Geschossgewicht 180 grain überzeugten mich rückblickend eigentlich alle eingesetzten amerikanischen Teilmantelgeschosse. Allen voran das FEDERAL Power Shok und das REMINGTON Core-Lokt PSP. Man merkt einfach, dass diese Geschosse vor vielen Jahrzehnten für die Geschwindigkeiten der .30-06 konstruiert worden sind und sich seitdem millionenfach bewährt haben.

Unter den verwendeten Premiumpatronen haben mich vor allem das NOSLER Accubond 165grain, sowie die beiden bleifreien BARNES TTSX 165 grain und RWS HIT 165 grain überzeugt. Gerade im Hinblick auf die häufigen Kritiken an bleifreien Geschossen überraschte mich die tadellose Funktion der bleifreien „Zwillinge“ unter allen von mir beanspruchten Bedingungen. Die etwas geringere Schockwirkung bei reinen Kammerschüssen hatte mich bislang nicht erschüttern können.

Die .30-06 bewies bei mir über all die Jahre ihre grundehrliche Zuverlässigkeit. Vom Fuchs bis zum Elch, von Finnland bis Afrika, sie ließ mich nie im Stich. Es gibt für jeden Einsatzzweck gleich mehrere ideale Laborierungen und eine geradezu überwältigende Auswahl an wirklich guter .30-06 Allround-Munition. Und spätestens jetzt muss ich mich als absoluten Fan der alten Amerikanerin outen, nicht zuletzt, weil ich ihr so viele wundervolle Erlebnisse verdanke.

Im Laufe der Jahre zogen trotz aller Zufriedenheit mit meinen Waffen im Kaliber .30-06 noch weitere Büchsen in den Kalibern .270 Winchester und .300 Win Mag, sowie ein Einstecklauf für den Drilling in .17 Hornet in meinen Waffentresor ein (über die meisten habe ich bereits hier bei GEARTESTER berichtet). Mit allen hatte ich viel Freude und ebenso viel Waidmannsheil.

Dennoch, sollte ich mich jemals auf eine einzige Büchse beschränken müssen, es wäre ganz sicher eine .30-06 Springfield!