Minox MD 80 Z
Jedes Frühjahr ist es wieder so weit, und in der Zeit vor dem
ersten Mai gilt es, sich einen Überblick im Revier zu verschaffen. Steht der
alte Bock aus dem letzten Jahr noch an derselben Stelle oder haben sich die
Einstände etwas verschoben? Wer ist neu im Revier? Wie hat sich der gute
Jährling aus dem letzten Jahr entwickelt? Möchte man all diese Fragen klären,
so bedarf es der Zeit und des Wissens um das Revier. Fast noch wichtiger ist in
dem Fall ein Spektiv, welches einen jedes Detail genau erkennen lässt. Für den
Überblick ist zwar ein Fernglas ausreichend, doch um wichtige Details zu
erkennen, ist ein Spektiv mit hoher Vergrößerung unerlässlich. Wir haben in
diesem Frühjahr das MD 80 Z Spektiv von Minox genutzt, um ebendiese sonst
verborgenen Details, insbesondere beim Rehwild, einmal genauer in Augenschein
zu nehmen. Natürlich ist ein Spektiv im Vergleich zu einem Fernglas sehr groß
und schwer, doch dafür bekommt man auch auf große Entfernung ein Bild, das zum
Greifen nah erscheint.
Das Minox MD 80 Z mit seiner stufenlosen Vergrößerung
von 20-fach bis 60-fach lässt hier keine Wünsche offen. Erst einmal möchte ich
die technischen Daten des Spektivs vorstellen. Mit einer Höhe von knapp 14 cm
und einer Breite von knapp 10 cm ist das Spektiv normal dimensioniert. Die
erstaunlich kurze Länge von gerade einmal 38,5 cm ist jedoch bemerkenswert.
Diese kurze Bauweise ist durch ein neues Prismensystem entstanden, das der
Optikschmiede aus Wetzlar eine um 20 % kürzere Bauweise ermöglicht. Die
Eintrittspupille ist mit 80 mm groß genug, um auch bei schlechteren
Lichtverhältnissen in der Dämmerung genügend Reserven zu bieten. Natürlich ist
bei einer derartigen Vergrößerung auch irgendwann Schluss. Das Spektiv besitzt
eine Dämmerungszahl von 16,0 bis 16,9. Diese auf den ersten Blick recht
niedrige Zahl ist dem hohen Verstellbereich und den im Okular verbauten neun
Linsen geschuldet. Das Sehfeld auf 1000 m beträgt bei 20-facher Vergrößerung
rund 40 m. Bei der höchsten Vergrößerung, die bei 60-fach liegt, beträgt das
Sehfeld auf 1000 m etwa 14 m. Der Dioptrien-Ausgleich liegt zwischen -5 bis +50
dpt, wodurch auf jede Entfernung das Bild gestochen scharf eingestellt werden
kann. Das MD 80 Z arbeitet laut Minox zuverlässig zwischen -10° und +45°, auch
ist es bis 5 m wasserdicht. Gegen ein inneres Beschlagen ist das Spektiv mit
Stickstoff gefüllt. Es ist aus einem hochfesten Metallgehäuse konstruiert und
von außen mit Gummi armiert. Die Gummiarmierung sorgt für einen guten Griff und
lässt Geräusche durch Anschlagen an diverse Gegenstände fast ganz verstummen.
Mit einem Eigengewicht von 2190 g ist es zwar kein Leichtgewicht, jedoch für
den Hochsitz oder das Beobachten völlig okay. Das Spektiv besitzt eine
integrierte Stativaufnahme, welche verdrehsicher ist. Ebenso ist das Spektiv
mit einer Strichplatte erhältlich. Eine Objektivschutzkappe, die durch
einfaches Herausziehen auch als Sonnenblende fungiert, schützt das Objektiv
zuverlässig. Zum Beobachten wird die Kappe einfach abgeklappt und arretiert.
Eine Bereitschaftsschutztasche aus reißfestem Kunststoff verhindert
Beschädigungen am Spektiv und lässt einen dieses dennoch bedienen.
Nun zur Praxis. Wir haben das Spektiv vorwiegend genutzt, um
Böcke zu bestätigen bzw. um diese anzusprechen. Es ist schon sehr beeindruckend,
wie jedes Detail im Gehörn zum Vorschein kommt. Jede noch so kleine Vereckung
und selbst die Perlung kann einwandfrei erkannt werden. Auch konnten im Feld
auf über 500 m die Rehsprünge eindeutig angesprochen werden. Das Bild ist sehr
klar und kontrastreich. Bis in die Dämmerung hinein ist es hell und farbtreu,
so wie man es sich wünscht, und stellte uns sehr zufrieden. Ab der 30-fachen
Vergrößerung ist jedoch in jedem Fall ein Stativ zu empfehlen, um ein ruhiges
Bild zu erhalten. Der gerade Einblick ermöglicht ein schnelles Finden des
gesuchten Objekts und er ist für meinen Geschmack auch angenehmer zum Durchblicken,
gerade wenn man eine längere Zeit beobachten möchte. Weiter haben wir das
Spektiv auf dem Schießstand eingesetzt. Sowohl auf 100 m als auch auf 300 m
genügte ein kurzer Blick, um den Treffer zu erkennen. Da unser Schießstand
keine digitale Trefferanzeige besitzt, entfiel somit das zeitraubende Zurückholen
der Scheibe, und die Konzentration konnte ganz auf das Schießen gelegt werden.
Die Größe war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber auf den kurzen Strecken
im heimischen Revier stellte weder die Größe noch das Gewicht ein Problem dar.
Es lohnt sich einfach. Das Mutmaßen, ob der Bock nun doch ein ungerader Sechser
oder ein Gabler ist, ist ab sofort überflüssig. Die Gesichtszüge und der
Habitus konnten genauestens studiert werden, um eine treffende Altersschätzung
vorzunehmen. Das Beobachten mit einem Spektiv ist einfach einmalig. Ob als
Jäger auf dem Schießstand oder im Revier oder als Naturbeobachter, ein gutes
Spektiv ist definitiv kein überflüssiges Zusatzgerät, sondern jedem zu
empfehlen. Das Minox MD 80 Z gibt es noch in einer kleineren Ausführung: MD 60
Z. Dieses kleinere und leichtere Spektiv hat einen Vergrößerungsbereich von 12-
bis 40-fach und ein 60-mm-Objektiv. Das MD 80 Z ist im Handel für gut 1000 €
erhältlich. Viel Geld, jedoch günstig, wenn man andere Spektive auf dem Markt
betrachtet. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in jedem Fall als sehr gut
einzustufen.
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