Die Zukunft ist Bleifrei
Tobias Büttner zum Thema neuartige Geschosse

Die Kontroverse zum Thema "Bleifreie Munition... Ja oder Nein?" beschäftigt die Jägerschaft schon seit einem gutem Jahrzehnt. Oryxhunter hat deswegen ein Interview für geartester mit Tobias Büttner dem Geschäftsführer von Sax Munition geführt.


Oryxhunter ("O): Herr Büttner, bitte stellen Sie sich doch unseren Lesern vor.
Tobias Büttner (TB): Gerne. Ich bin 49 Jahre alt, Jäger und Naturfreund seit vielen Jahren. Seit 2002 beschäftige ich mich intensiv mit Jagdmunition, vorrangig mit der Fertigung bleifreier Geschosse.

"O: Ich frage es direkt: Warum bleifrei?
TB: Weil wir Jäger unseren Beitrag zu einer sauberen Umwelt abliefern sollten.
Wir müssen diese hegen und pflegen, auch wenn die Jagdmunition nur einen Bruchteil des gesamten weltweiten Bleibedarfs ausmacht (ca. 0,2%). Dieser kleine Tropfen kann sehr viel auslösen. Zudem müssen wir an das Nahrungsmittel Wild denken. Das ist ein Bioprodukt, damit werben wir ja. Wie kann ich das mit Blei vergiften? Sorry, ich korrigiere... kontaminieren. Haben Sie je ein Reh gesehen, was mit der klassischen Munition beschossen wurde? Z. B. ist bei einem Blattschuss der gesamte Rehkörper mit feinsten Partikeln versehen und ich meine nicht 10 cm um den Ein- und Ausschuss, sondern wie ich sagte der gesamte. Da können sie auch nichts mehr wegschneiden.

"O: Ich kenne die Bilder mit dem modernen Röntgengerät...
TB: Ja, die meine ich. Die kann man mit wenigen Tastenklicks googeln. Wer möchte das noch essen? Blei ist ein Kontaktgift, es greift das Nervensystem des menschlichen Körpers an.

"O: Aber in den geringen Mengen?
TB: Leider ja. Eine der größten Studien zum Thema "Blei im menschlichen Körper" aus dem Jahre 2009 hat ergeben, dass anders als weitere gefährliche Substanzen, die in kleinen Mengen für den Körper sogar notwendig seien, das Blei keinen physiologischen Wert hat. Zudem kam heraus, dass es einen unschädlichen minimalen Grenzwert nicht gibt. Schon die kleinste Menge schädigt dauerhaft den Organismus. Auch das kann der interessierte Leser selber bei Wikipedia nachlesen.

"O: Nun mal zum praktischen: Wie funktioniert das Geschoss im Tierkörper?Und wie sieht der Wildbrett-Verlust aus?
TB: Das Sax KJG-SR ist ein Teilzerlegungsgeschoss mit vorgelagerter Deformationsstufe. Es vereint die Vorteile von Deformationsgeschossen (hohe Energieabgabe erzeugt durch Oberflächenvergrößerung führt zu Schockwirkung) mit den Stärken von Teilzerlegungsgeschossen (verbesserte Tötungswirkung durch Sekundärgeschosse / Splitter und hohe Tiefenwirkung für sicheren Ausschuss durch masse- und richtungsstabilen Restbolzen). Der Vorteil der Sax KJG-SR gegenüber blei- oder zinnhaltigen Teilzerlegungsgeschossen liegt darin, dass weniger aber dafür große, sehr wirkungsstarke Splitter entstehen, die sich in einem Radius von ca. acht bis zehn cm um den Wundkanal verteilen und auch teilweise über den Ausschuss austreten. Trotz kleinerer Ausschüsse und äußerst geringer Wildbretzerstörung wird ausreichend Schweiß am Anschuss produziert. Nahezu alle Sax Jagdkaliber sind ohne Einschränkungen von 0 - 300 m sicher und waidgerecht einsetzbar. Die Grenzgeschwindigkeit für ein sicheres Ansprechen liegt bei ca. 630 m/s. Die Geschosse wirken in Abhängigkeit von Entfernung und Wildbretstärke und geben nur soviel Energie ab wie notwendig ist. Überschüssige Energien bei kurzen Distanzen oder schwachen Stücken werden über eine hohe Austrittsgeschwindigkeit des Restbolzens aus dem Stück "abtransportiert" um eine unnötige Wildbretzerstörung in Verbindung mit Hämatombildung sowie übergroßen Ausschüssen zu vermeiden.

"O: Viele Leser fragen sich: Warum eine so hohe Geschwindigkeit? Werden die Läufe damit nicht zusätzlich belastet? Was bringen die Führbänder und die Rille am Geschoss? Belastet das Kupfergeschoss den Lauf nicht mehr?
TB: Eine hohe Geschwindigkeit führt zu verbesserter Ballistik, langer gestreckter Flugbahn, weiterer GEE und gleicht somit den Energieverlust durch die geringere Geschossmasse aus. Meine Sax KJG's sind Führbandvollgeschosse aus Kupfer, diese belasten die Läufe deutlich weniger als Mantelgeschosse bzw. Solid's, Vollgeschosse mit Entlastungsrillen oder harte Messinggeschosse in diversen Konstruktionen. Ihre Leser brauchen keine Angst vor ausgeschossenen Läufen zu haben, dazu stehe ich. Meine Rille ist als Sollbruchstelle konstruiert und definiert die Bruchstelle zwischen Restbolzen und Splittermasse der Hohlspitze, das verbessert das Ansprechverhalten des Geschosses erheblich. Zudem verwende ich eine spezielle Kupferlegierung, die in Verbindung mit den schmalen Führbändern geringe Einpressdrücke erzeugt. Die speziell abgestimmte Härte und Zähigkeit der Legierung führt zu geringem Laufverschleiß, einer hohen Lebensdauer und minimalen Laufablagerungen.

"O: Viele Jäger freuen sich über die gestreckte Flugbahn Ihrer Geschosse. Sie fragen sich aber, ob sie durch das geringere Geschossgewicht auch Nachteile wie Windanfälligkeit in Kauf nehmen müssen?
TB: Die Windanfälligkeit ist durch einen idealen BC Wert und eine hohe Geschossgeschwindigkeit auf jagdliche Entfernungen (bis 300 m) sehr gering. Und: Ein weiterer Vorteil der geringeren Geschossmasse ist der deutlich verringerte Rückstoß, was gerade bei leistungsstärkeren Kalibern ab acht Millimeter bessere Schießleistungen nach sich zieht.

"O: In der letzten Zeit gab es einige Skandale bei kleineren Munitionsherstellern, die Probleme mit Fertigungstoleranzen oder staatlichen Stellen hatten?
TB: Nicht bei mir. Durch meine modernste CNC Fertigung werden Geschosse mit höchster Präzision und geringsten Masseschwankungen produziert was wiederum zu sehr guten Schießergebnissen mit geringsten Streukreisen führt. Sehen Sie dazu bitte mal auf meine Homepage. Sax Munition unterliegt strengsten Qualitäts- und Materialprüfungen. Jüngst durchgeführte unabhängige Untersuchungen zur Sicherheit von bleifreier Jagdmunition haben erwiesen, dass meine Patronen im absolut sicheren Gasdruckbereich arbeiten und mit den geringsten Standardabweichungen bei höchsten Leistungsdaten aufwarten können. Möglich wurde das erst durch den Einsatz von neuen innovativen Pulversorten.

"O: Ein Schlusswort (eventuell auch in Bezug auf diese Internet-Comunity, für die ich auch erstmal schreibe)...
TB: Ich möchte mich bei den Lesern von geartester bedanken. Ich bin selber ein "Technik-Freak" und lese viel im Netz, insofern unterstütze ich auch die neuen Medien. Ich stehe als Unternehmer voll hinter meinem Produkt und garantiere: Ein Wechsel von bleihaltiger auf bleifreie Munition ist bei Verwendung von Sax Patronen ohne Abstriche problemlos möglich. Für Jäger die Wert auf ein gesundes Nahrungsmittel legen, gerade für die eigene Familie, oder die hin und wieder auch mal weiter schießen müssen, bietet meine Munition eine ganze Reihe von Vorteilen.


Anmerkung von Oryxhunter:
Ich schieße seit gut fünf Jahren ausschließlich das Sax KJG, meist in 7 x 65 R, .300 Win Mag und 9,3 x 62. Von der heimischen Jagd auf dem Ansitz, bei Einladungen zu Drückjagden im herbstlichen Wald, bis hin zu Jagdreisen, schieße ich quasi alles Wild damit. Gerade auf der Auslandsjagd wird es sehr gefordert, da hier jeder Treffer "zählt", bzw. Geld kostet. Seien es Antilopen in Afrika, Großkatzen auf drei Kontinente oder wie erst im letzten Jahr Bären in Kanada, das Geschoss hat mich nie enttäuscht.
Da ich auch sehr viel sportlich schieße, kann ich aus ca. 20 Waffentests, für die ich das KJG in verschiedenen Kalibern nutzte, berichten: Immer gehörte es zu den präzisesten Patronen die man sich vorstellen kann. Gerade (Juni 2015) habe ich mehrere Classic Gewehre (Mauser M 66 und Mauser M 98 - Prechtel -) damit getestet und alle hatten mit dieser Munition den kleinsten Streukreis (alle unter 3,2 cm) von fünf verschiedenen Herstellern, wobei auch zwei große aus Deutschland dabei waren.

Das Sax KJG ist klar meine Kaufempfehlung.