Der Schaft trifft - sagt man bei Flinten - und inzwischen setzt sich diese Weisheit auch immer mehr für Büchsen durch. Ich bin selbst ein großer Freund von klassischen Waffen und habe nichts im Schrank was nicht vor meinem Geburtsdatum gebaut wurde. Ich bin aber auch ein Freund von sicheren und genauen Schüssen auf lange Distanzen. Die an klassischen Büchsen oder kombinierten Waffen verbauten Schäfte sind dieser Ambition nicht immer zuträglich. Sie haben in der Regel einen sehr einfachen Pistolengriff, an dem die Abzugshand nach unten keinen Halt findet, und deshalb leicht verspannt. Erfahrene Schützen wissen – dies ist Gift für den guten Schuss. Auch deshalb setzt sich der Lochschaft inzwischen nicht nur bei Sportschützen sondern auch bei Jägern immer weiter durch – nicht zuletzt aufgrund des gezielten Marketings der Blaser Gruppe.


Hintergrund

In Zeiten vor Lochschaft und ergonomisch geformten Schäften wie sie heute serienmäßig verbaut werden, war die Lösung des Problems der verspannten Abzugshand der Kaisergriff.

Den Kaisergriff – den geschwungenen Abschluss des Pistlengriffs an der Büchse – verbindet man in der Regel mit klassischen Waffen aus einer anderen Ära. Er war schon immer eine Sonderausstattung, die sich primär an vollgravierten und buntgehärteten Luxusmodellen fand. Die Nachrüstung einer Waffe mit einem solchen Griff ist ein teures Vergnügen, und nur wenige Büchsenmacher trauen sich heute überhaupt noch an die Aufgabe ran.

Ich selbst schätze den Kaisergriff sehr und habe die Mehrzahl meiner Waffen, vom klassischen 98 mit Jagdschaft über die alte Merkel BBF bis zum Sauer 3000 Drilling alle mit einem Kaisergriff aus Holz oder Horn nachgerüstet. Das Ergebnis: Meine Abzugshand liegt ruhig und unverspannt um den Pistolengriff und ich schieße einfach sicherer.

Gerade auf Egun sieht man häufig mehr oder weniger glückliche Versuche des Selberbaus von Kaisergriffen. Gerne genommen ist besonders eine Rosenstockscheibe vom Rothirschgehweih. Das ist im Ergebnis wohl das selbe, kommt aber häufig wenig stilvoll rüber (auch wenn man über Geschmack natürlich streiten kann).

Ich habe alle meine Kaisergriffe (und Schaftverlängerungen) selber gemacht, und möchte im Folgenden meine Methode kurz vorstellen. Gleich vorweg: Ich habe das nicht unbedingt selbst gemacht weil ich die Büchsenmacher ärgern will, sondern weil mir handwerkliche Arbeit einfach Spaß macht und Entspannung bringt. Das Beispiel ist der Schaft meiner Arbeitsbüchse – meine einzige Neuwaffe – eine Dänische Schultz & Larsen. Die Firma ist für ihre präzisen Läufe berühmt, die besonders von Sportschützen gerne genutzt werden. Die Qualität der Verarbeitung und des Designs der dazugehörigen Schäfte der Firma ist allerdings ausbaufähig. Jetzt – nach der Nachrüstung mit Kaisergriff und Schaftverlängerung aus schwarzem Ebenholz ist der Schaft nicht nur Schick, sondern er unterstützt mich auch beim sicheren – weil ruhigen und entspannten Schuss.


Material & Werkzeug

Man braucht nicht viel an Materialien und Werkzeugen:

Abhängig von Geschmack kann man Kaisergriff und Schaftverlängerung aus Horn oder dunkles Holz wie Eben- oder Rosenholz machen (lasst nur die Finger vom Rothirschgeweih). Bei beiden Materialen muss man darauf achten richtig lange abgelagertes Material zu verarbeiten – sonst bilden sich Risse. Ansonsten braucht man an Materialien nur guten Zwei-Komponenten-Kleber. Die wichtigen Werkzeuge sind: Winkelschleifer mit Sandpapierscheiben unterschiedlicher Kornstärke (von 80 bis 200), Bohrmaschine und jede Menge Sandpapier.


Vorgehensweise

Man entfernt zunächst die auf der Waffe befindliche Schaftkappe und den Pistolengriffabschluss. Häufig sind die sowohl verschraubt und geklebt. Hier muss man mit einfach mit Gewalt ran dass die runterkommen. Der nächste Schritt ist das grobe Zuarbeiten des späteren Kaisergriffs und der Schaftkappe. Beide müssen in ungefähre Form gebracht werden, und die späteren Klebeflächen müssen absolut plan geschliffen werden. Das kann etwas Zeit kosten. Dann kann man auch schon die einzelnen Teil verkleben. Die Schaftkappe kann, so wie auf den Bildern zu sehen, mit versenkten Dübeln noch extra sicher verklebt werden. Nach meiner Erfahrung sind Schrauben nicht notwendig, wenn man den richtigen Klebstoff verwandt hat. Wer es gerne sicher haben möchte kann natürlich beide Teile noch mit Schrauben (eine beim Kaisergriff und zwei bei der Schaftkappe) sichern.

Nachdem der Kleber ausgehärtet ist, geht es an die endgültige Formgebung. Die groben Arbeiten mache ich grundsätzlich mit Winkelschleifer und Sandpapierscheibe. Gerade bei Ebenholz ist es ratsam dies im Außenbereich zu machen, da das Zeug wahnsinnig staubt. Die Feinarbeiten mache ich mit Sandpapier, dass ich auf planen oder im richtigen Profil angeschliffene Holzunterlagen aufklebe (doppelklebendes Klebeband eignet sich gut!). Gerade wenn man die geschwungenen Formen des Kaisergriffs ausformt eignen sich runde Profilleisen gut. Während die Schaftverlängerung leicht in die richtige Form zu bringen ist muss man beim Kaisergriff etwas länger puzzeln. Bei der Endbearbeitung von Kaisergriff und Schaftverlängerung schleift man natürlich auch das Holz des Schaftes auf. Hat man alles in richtige Form gebracht gilt es eine glatte, richtig gefärbte und wasserabweisede Oberfläche zu schaffen; mit Sandpapier, Beize, Holzöl und viel Ruhe und Geduld.


Fazit

Für jemanden mit ein wenig handwerklichem Geschick und Verständnis von Holz als Werkstoff sollte dies alles kein Problem sie. Dazu: Ich bin selbst kein Handwerker, aber finde, dass sich das Ergebnis schon sehen lassen kann. Probiert es mal und gebt eure Erfahrung weiter!