Wofür braucht man einen Gewehrriemen? Zum Tragen der Waffe natürlich. Gewehrriemen werden in allen Größen, Formen und Farben und aus unterschiedlichsten Materialen angeboten, um den Tragekomfort zu erhöhen.

Aber ein Riemen kann weitaus mehr, das beweisen zum Beispiel die Biathleten, die mit einem Schießriemen arbeiten. Und in den USA gibt es, propagiert durch Jeff Cooper oder das Project Appleseed, eine lange Tradition im Einsatz von Schießriemen.


Das Prinzip 

Beim freihändigen Schießen halten wir die Waffe durch Muskelkraft im Ziel. Auch beim Anstreichen müssen wir die Waffe durch Anspannen einiger Muskeln stabilisieren. Dabei beginnen wir unweigerlich zu wackeln. Manche früher (oder ständig), manche später. Ein-, Zwei- und Dreibeine werden scheinbar immer beliebter, um die Waffe auf der Pirsch oder dem Stand zu stabilisieren. Dabei haben wir vergessen, dass auch ein Schießriemen die Waffe im Anschlag stabilisieren kann, ohne dass wir dabei mehr „Equipment“ mit uns herumtragen müssen.

Mit einem Schießriemen fixiert man Schaft, Arm und Riemen. Selbst bei entspannten Schießarmmuskeln, wird die Waffe durch die Schlaufe festgehalten. Dies ermöglicht es dem Schützen, die Waffe sicherer und ruhiger im Anschlag zu halten und dadurch den Streukreis zu verringern. 


Die verschiedenen Ausführungen

Schießriemen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Die geeignetste für Waffen mit zwei Riemenbügelbefestigungen ist sicher die in den Fotos gezeigte „Rhodesian Sling“. Die vordere Hälfte des Gewehrriemens besteht aus einer Schlaufe, die man sich um den Oberarm legt (die Schlaufe muss vorher einmal auf die Körpergröße eingestellt werden). Mit ein wenig Übung hat man sich in einer Sekunde „eingeschlauft“ und spürt sofort, wieviel sicherer die Waffe nun im Anschlag liegt. Ob stehend freihändig, liegend, aufgelegt, angestrichen, sitzend usw. In jeder Situation stabilisiert die Schlaufe die Waffe.

Rhodesian Sling (photos by Andy Langlois)

Eine weitere Variante ist die „Ching Sling“, benannt nach ihrem Erfinder Eric Ching aus den USA. Sie wird über drei Riemenbügelösen (zwei im Vorderschaft, eine im Hinterschaft) montiert. Das lässt sie möglicherweise seltener zu finden sein, als die Rhodesian Sling, weil die dritte Öse meist noch erst an der Waffe angebracht werden muss.

Ching Sling (Photos by Andy Langlois)

Dann gibt es noch die CW Sling. Auch diese benötigt drei Ösen, allerdings sollten es „quick detach“ Ösen sein. Der Riemen sieht aus, wie ein normaler Trageriemen und ist zum Tragen in der vorderen und hinteren Öse montiert. Will man ihn jetzt als Schießriemen nutzen, löst man den Riemen aus der hinteren Öse und befestigt ihn an der mittleren Öse. So entsteht eine Schlaufe am Vorderschaft, durch die man wiederum seinen Arm legt.


Meine Erfahrungen mit Schießriemen

Ich besitze mittlerweile 4 Schießriemen von www.andysleather.com. Andy ist Sattler und Hersteller von „shooting slings“ und fertig diese in hervorragender Handarbeit aus Leder oder Biothane. Er liefert auch nach Deutschland, jedoch muss der Gurt dann noch verzollt werden. Die letzten beiden Riemen, habe ich mir auf einer USA-Reise ins Hotel liefern lassen.

Marlin 1895SBL mit Rhodesian Sling

Warum deutsche Jagdausrüster noch keine Rhodesian Slings im Angebot haben, bleibt mir ein Rätsel. Auf Nachfrage reagierte ein bekannter deutscher Hersteller mit einer interessanten Firmenphilosophie: Man sei sehr an Ideen und Wünsche der Kunden interessiert, möchte aber keine bestehenden Produkte kopieren, sondern auf eigene Innovationen setzen. Das finde ich löblich, denke aber dennoch, dass das Potential der Schießriemen unterschätzt wird.

M96 Carl Gustavs mit Ching Sling

Ein weiteres Problem stellen unsere Schießstandordnungen dar, die das Tragen vom Riemen auf dem Schießstand verbieten und so das Üben beim scharfen Schuss erschweren.

Falls noch jemand Erfahrungen mit shooting slings hat, freue ich mich über Kommentare.

Allzeit Waidmannsheil,

Tobi Nambur